KAPITEL 1: DIE GROSSE ENTSCHEIDUNG – EIN HOTEL KAUFEN

Eintrag 3: Von zwei Mitarbeitern zu einem schlagkrÀftigen Team

„Hire for attitude, train for skill – so kommt man zu einem ÃŒberragenden Kernteam.“

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Ab Tag eins ÃŒbernehme ich verschiedene Rollen auf einmal. Ein kleines Boutique-Hotel kann all die Funktionen nicht separat besetzen. Bei nur neun Zimmern erledigt jeder ein bisschen von allem: Rezeption, Housekeeping und nicht zuletzt FrÃŒhstÃŒcksservice.

Mit meinem Einstieg habe ich ein Team geerbt: ganze zwei Leute. Es geht nicht darum, das Kommando zu ÃŒbernehmen, sondern mir Vertrauen zu erarbeiten und zu beweisen, dass ich mit ihnen an einem Strang ziehen. Also Ärmel hochkrempeln und loslegen mit dem Housekeeping! FÃŒr eine Suite habe ich eine Stunde gebraucht. Das heißt: Ich brauche mehr Hilfe.

Ich habe es mit Outsourcing versucht, doch das geht ins Geld und ist GlÃŒckssache. Und wer eine Hotellerieausbildung hat, hat echt was drauf, will aber in der Regel eine spezialisiertere Position.

Dann erlebe ich einen GlÃŒcksfall.

Eines Tages kommt eine junge Frau rein, Deborah, und fragt uns nach einer Stelle im Housekeeping. Sie ist perfekt – ihre Familie hatte ein Reinigungsunternehmen, sodass sie den Bogen raushat. Kurz danach steigt auch ihre Schwester Naomi ein, und ich habe mein super Tandem. Mit ein bisschen zusÀtzlicher Schulung ÃŒbernehmen beide nun auch schon andere Aufgaben wie die reinsten Naturtalente.

Damit habe ich schnell mein Kernteam gefunden.

Im Lauf der Zeit habe ich mehr flexible Mitglieder ins Team geholt. Ein echtes Ass: Niels, ein Student, der wirklich auf Erfahrungen aus ist. Er hat sich in alles hineingefuchst, von Check-ins bis zum Gin-Tonic-Master an unserer Bar. Unglaublich, wie schnell jemand ein unverzichtbares Teammitglied werden kann!

Spulen wir schnell mal ein paar Jahre vor: Heute ist Niels Market Head von RoomRaccoon South Africa. Aber ich erinnere mich noch, als wÀre es gestern gewesen, wie er sich mit großer Energie in alles eingearbeitet hat. Niels selbst sagt dazu ÃŒbrigens:

„Im Bliss zu arbeiten, war ein unglaubliches Erlebnis. Ich konnte Erfahrungen mit vielen Aspekten der HotellerieablÀufe sammeln, ob Frontend oder Backend. Das hat meine Leidenschaft fÃŒr die Hotelbranche wirklich entfacht. Ein besonderer Genuss war fÃŒr mich, die gepflegten AnzÃŒge zu tragen. Die passten perfekt zur eleganten Aura des Hotels.“

Niels Verspui (links) und ein weiteres Teammitglied, echte Hingucker im Outfit des Bliss.

Mein Dreamteam aufzubauen, drehte sich nie darum, eine große Truppe zu haben. Was mir wichtig ist: die richtigen Köpfe finden, ihre StÀrken fördern und eine Kultur der UnterstÃŒtzung und des Wachstums etablieren. Mit einigen wenigen engagierten Menschen bauen wir etwas Besonderes auf.

Acht Lektionen vom Neueinstellen und Einarbeiten des Hotelpersonals:

  1. „Hire for attitude, train for skill“,also auswÀhlen anhand der Motivation, in den FÀhigkeiten schulen: Deine Belegschaft ist das Gesicht deines Hauses. WÀhle Menschen aus, die deine Werte teilen. Den Rest kannst du beibringen. Mir sind Soft Skills besonders wichtig, wie Mitmenschlichkeit, Tatendrang und eine aufrichtige Begeisterung dafÃŒr, andere zum LÀcheln zu bringen.
  2. GegenÌber dem Housekeeping-Team nicht knauserig sein: Sie sind das RÌckgrat des GÀsteerlebnisses. Ein hocheffizientes Team mit einem Auge fÌrs Detail sorgt fÌr den entscheidenden Unterschied.
  3. Schulungen zu einer Freude machen: Wo immer möglich, sollten Trainings fesselnd sein. Mein Kniff fÌr die Housekeeping-Schulung: ein Spiel mit der Aufgabe, in sechs Minuten Betten zu machen. Das hat die Arbeit in den Zimmern enorm beschleunigt.
  4. Lernen durch Anpacken: Animiere deine Teammitglieder, neue Aufgaben auszuprobieren. Gut möglich, dass du verborgene StÀrken freilegst. Naomi zum Beispiel erwies sich als Zahlentalent, womit sie schnell in die Buchhaltung einsteigen konnte. Learning by doing ist der SchlÌssel.
  5. Praktikanten ins Boot holen: Praktikanten und Studenten sind flexibel und lernfreudig – perfekt fÃŒr eigenstÀndige Hotelleriebetriebe, in denen alle Mitarbeiter mehr oder weniger MÀdchen fÃŒr alles sein mÃŒssen. Sie sammeln wertvolle Arbeitserfahrung und erledigen zugleich Aufgaben zu niedrigeren Kosten.
  6. Den Mitarbeitern zuhören – sie kennen die GÀste am besten: Der Vorschlag eines Teammitglieds, eine Gin-Tonic-Bar einzurichten, hat sich nicht gerade als finanzielle Goldgrube erwiesen, begeistert aber GÀste und sorgt schon mal fÃŒr eine FÃŒnf-Sterne-Bewertung.

Die Gin-Tonic-Bar lockt GÀste des Hotels und Passanten von der Straße an.

  1. AblÀufe vereinfachen: Bei Personalwechseln zeigt sich, wie wertvoll schlanke BetriebsablÀufe sind. Vereinfachungen in den Prozessen senken die Fehlerzahl und beschleunigen die Einarbeitung, sogar bei hÀufigen Neueinstellungen.
  2. Automatisierung auskosten: Personalmangel ist in der Hotellerie greifbar, aber Technologie wie Hotel-PMS-Softwarekann die LÃŒcke schließen. Ein starkes Kernteam ist entscheidend, aber zugleich lÀsst Automatisierung Hotelmitarbeiter effizienter arbeiten, Fehler vermeiden und den Service optimieren. Ich denke da zum Beispiel an Online-Check-in und digitale Schließsysteme. Das steigert die FlexibilitÀt fÃŒr die GÀste und ermöglicht enorm individuelle Angebote.